Praxiserfahrungen: Einsatz von Wassernebelturbinen in der Entsorgungswirtschaft

In der Abfallwirtschaft werden in Hallen und Freiflächen oft Materialien mit großen Brandlasten gelagert. Oft ...
#Fire #FT10e #Stationäre Löschanlage

In der Abfallwirtschaft werden in Hallen und Freiflächen oft Materialien mit großen Brandlasten gelagert. Oft reicht schon eine kleine Zündquelle wie bspw. eine daumengroße Lithium-Ion-Batterie oder eine Spraydose in einem Haufen aus, um aus einem nicht detektierten Schwelbrand in kurzer Zeit einen Vollbrand werden zu lassen, den auch eine Feuerwehr nur noch schwer unter Kontrolle bekommt. In diesem Artikel berichten wir über unsere Erfahrungen vom Einsatz von Wassernebelturbinen in der Entsorgungswirtschaft.

Nach einem größeren Brandvorfall haben viele Recyclingbetriebe große Schwierigkeiten ihre Abnahme- und Lieferverpflichtungen gegenüber Endkunden und anderen Unternehmen der Abfallverarbeitung aufrecht zu erhalten. Solche Situationen führen zu erheblichen finanziellen Einbußen und nicht selten zum Konkurs des betroffenen Unternehmens.

Da Betriebe in der Abfallwirtschaft durch die Natur ihrer Arbeit gefährdet für Brände sind, ist der stationäre Brandschutz zum Schutz der Lager- und Produktionsbereiche ein allgegenwärtiges Thema. In der Vergangenheit setzte die Entsorgungswirtschaft stark auf den Einsatz von Sprinklertechnik, welche aber zunehmend von innovativeren Technologien ersetzt wird.

Paradigmenwechsel: vom Sprinklersystem zu Löschmonitor und Wassernebelturbine

In den letzten Jahren wurden verstärkt gute Erfahrungen beim Einsatz von automatischer Brandfrüherkennung durch Infrarotkameras und Löschmonitoren in Lagerbereichen der Abfallwirtschaft gesammelt. Die Vorteile dieser Anwendungen im Vergleich zur traditioneller Sprinklertechnik liegen in der früheren Erkennung eines Brandherdes durch die Überwachung der Oberflächentemperatur und in der zielgenauen Beaufschlagung eines Hotspots durch den Löschwerfer.

Eine Sprinkleranlage wird durch die an der Decke der Lagerhalle hängenden Sprinklerfäßchen in der Regel immer später auslösen als die Infrarotkameras, welche die Temperaturentwicklung an der der Oberfläche des Lagergutes überwachen. Ein Löschwerfer kann durch die Information der Infrarotdetektion koordinatengenau einen Hotspot beaufschlagen, im Gegensatz zur Bereichsbenetzung eines Sprinklersystems.

Eine Weiterentwicklung der Löschwerfer ist die Wassernebelturbine FT10e. Diese deckt alle Anforderungen und Funktionen eines Löschwerfer laut den geltenden Richtlinien ab und wirft zusätzlich Wassernebel über einen separaten Düsenkranz bis zu 35m weit. Wassernebel hat gegenüber dem herkömmlichen Wasserstrahl den zentralen Vorteil, dass dieser versteckte Brandherde besser erreicht und dabei sehr effizient kühlen und löschen kann, bei geringerer eingesetzter Wassermenge. 

Dank intelligenter Detektionssysteme ist eine zielgenaue Beaufschlagung des Hotspots mit unterschiedlichen Sprühbildern (nur Wassernebel, nur Monitorstrahl, Kombination Wassernebel & Monitorstrahl) möglich. 

Selbstverständlich kann die Brandbekämpfungsturbine auch manuell über eine Funkfernbedienung oder auch ein Schaltpult angesteuert werden. Eine separate Einspeisung über die Feuerwehr ist auch möglich. Die Wassernebelturbine kann auch über eine herkömmliche Branddetektion angesteuert werden. 

 

Wassernebel-Turbinen in der Praxis

Wassernebelturbinen bringen im Vergleich zu herkömlichen System folgende Mehrwerte:

  1. Der Einsatz von Wassernebel für die Brandbekämpfung ermöglicht die Reduktion von Beaufschlagungsmengen im Ereignisfall durch das nachgewiesene bessere Lösch- und Kühlergebnis gegenüber einem herkömmlichen Monitorstrahl.
  2. Ebenso kann eine Reduktion von Löscheinrichtungen möglich sein, weil der Wassernebel auch besser verschattete Bereiche erreicht, als traditionelle Löschwerfersysteme.

Bei Brandschutzprojektlösungen für Lager- und Produktionshallen für Ersatzbrennstoffe wurden bereits mit dem Brandschutzplaner des Kunden automatische Wassernebelturbinensysteme in Kombination mit hochwertiger Infrarotdetektion geplant und umgesetzt, die laut Sachverständigen einen höherwertigen Schutz vor Brandgefahren bietet, als eine traditionelle Sprinkleranlage.

Die Beaufschlagungsmengen können je nach Brandlast und Vorgabe der Brandschutzplaners unterschiedlich flexibel konfiguriert werden und betragen in der Entsorgungswirtschaft in der Regel zwischen 100- 2.700 l/min.

Für große Lagerbereiche mit vielen Boxenbereichen macht auch das innovative Konzept einer automatischen auf Schiene verfahrbaren Brandbekämpfungsturbine Sinn. Nach Branddetektion in einem Bereich fährt die Wassernebelturbine automatisch in die entsprechende Zone und beschlagt vollautomatisch den entsprechenden Hotspot. Eine entsprechende Referenzanlage dieser Anwendung steht in Dresden und kann nach Vereinbarung besichtigt werden.
=> mehr Infos zum Schienensystem

Es gibt aber auch Bereiche, wo Brandbekämpfungsturbinen keinen Sinn machen. Bspw. in Bereichen mit einer Deckenhöhe unter 4 Meter: hier kann die notwendige Parabel für den Wassernebel nicht gebildet werden. Bei Kleinbereichen mit 20-40 Quadratmeter eignen sich herkömmliche Düsensysteme besser. Dann gibt es noch Bereiche, die nicht mit Wasser bzw. Wassernebel in Berührung kommen dürfen (z.B. Serverräume, Bibliotheken, Stahlwerke).

Überlegt ein Unternehmen den Einsatz von Wassernebelturbinen, so setzen die Planungen grundsätzlich beim bestehenden Brandschutzkonzept bzw. der Brandschutzplanung des Unternehmens an.

Fazit

Das mögliche Einsatzspektrum für Wassernebelturbinen in der Praxis ist groß und reicht vom Chemiesektor (wo neben der Brandbekämpfung vor allem auch die Niederschlagung von Schadstoffen im Vordergrund steht) über Recyclingbetriebe bis zu Firmen mit Lagerbereichen mit hoher Brandlast (wie zum Beispiel Flugzeughangar, Tanklager von Raffinerien, holzverarbeitende Industrie, etc.) oder Hochspannungswerken.

Installationen auch mit kundenspezifischen Anpassungen werden in marktüblichen Zeiten von 4-12 Monaten realisiert. Komplette technische Neuentwicklungen haben einen längeren zeitlichen Vorlauf, da diese sehr sorgfältig auf ihre spezifische Eignung geprüft und getestet werden.